Erfahrungen einer „nur-1-x-Welpen-‚Züchterin'“

Augen auf beim Welpenkauf!

Nur 1 x Welpen – so wie viele Hundebesitzer habe ich auch gedacht, meine Hündin sollte nur einmal Welpen haben.
Warum auch nicht, braucht ein Hund dazu unbedingt Papiere?

Meine Hündin kam von einem „Hobbyzüchter“ und hat damals unter 500,00 € gekostet weil sie schon 9. Wochen alt war.

Sie entwickelte sich super, folgsam, gelehrig mit einer Portion Sturheit. Ein typischer Labbi halt.

Dann wollte ich einen zweiten Hund und da ich auch damals der Meinung war, dass eine Hündin auch einmal Welpen haben muss, warum sich dann nicht einen weiteren Hund selber heranziehen? Gesagt, getan…

Meine Hündin hab ich auf HD/ED, Augenkrankheiten, Herz-Kreislauf etc. untersuchen lassen. Sie war gesund und der angedachte Papa der Welpen hatte sogar Papiere.

Warum also keine Welpen, sie waren ja auch reinrassig, also noch nicht einmal Mischlinge.

ABER dennoch sind alle 6 Welpen aus meinem Wurf krank auf die Welt gekommen.

Natürlich konnte man den Welpen die Krankheit nicht ansehen. Sie entwickelten sich prächtig, gut etwas weniger wogen sie alle bei der Geburt, aber das holten sie schnell wieder auf und lagen wie alle anderen Labradorwelpen im grünen Bereich. Alles lief planmäßig, von der Entzündung der Milchleiste und dem Stress, den meine Hündin hatte, mal abgesehen.

Dann kam aber das dicke Ende! Meine Welpen sind als Junghunde geröntgt worden und alle haben sie mittlere bis schwere HD, von den Begleitkrankheiten wie Arthrose und Co. will ich erst gar nicht reden. Ein Welpe hatte sogar einen epileptischen Anfall.

SIE SIND ALLE KRANK!!!

Ich war der Meinung, dass ich während der Trächtigkeit und Aufzucht alles richtig gemacht und mein Herz, Liebe, Geld etc. reingesteckt habe. Eine kleine Hobbyzucht wollte ich aufbauen und den Mit-Papiere-Züchtern zeigen, dass es auch ohne geht.

Ich bin mit Hunden aufgewachsen, habe Fachbücher über Hundezuchten gelesen, habe mich mit Züchtern im Ruhestand unterhalten und und und.

Meiner Meinung nach war ich sehr gut vorbereitet…

Heute weiß ich, dass ich es nicht war!

Es hat meinen Welpen zwar an nichts gefehlt, ich war die ganzen 8/9 Wochen 24 h für meine Welpen da, habe meine Wohnung und Garten in ein Welpenparadies umgebaut, habe versucht sie artgerecht zu sozialisieren, sie haben nur das Beste Futter bekommen usw.

Ich habe sie so wie meine Hündin geliebt und behandelt, wie Familienmitglieder. Rotz und Wasser habe ich geheult als sie in ihre neuen Familien umgezogen sind, obwohl ich wusste dass sie es super gut dort haben werden.

ABER ich muss mit dem Gefühl leben, dass unschuldige Hunde ein Leben lang Leiden müssen, nur weil ich so egoistisch war und meine Hündin 1 x Welpen haben sollte.

Mit diesem miesen Gefühl muss ich leben, mit dem Wissen, dass meine Welpen heute Schmerzen erleiden und Medikamente nehmen müssen. Dass sie Goldakupunktur in den Gelenken haben, dass sie nicht wie andere gesunde Hunde durch die Gegend springen können und dass sie vielleicht auch nie so alt werden wie ein gesunder Hund.

Ich habe einfach nur vermehrt und nicht gezüchtet, weil ein Züchter mehr Fachwissen haben sollte, als sich Ottonormalo aneignen kann. Weil es nur durch Seminare und die Erfahrung/ Hilfestellung durch andere erfahrene Züchter weiter gegeben werden kann.

Da hilf auch nicht das 1 X 1 aus Büchern, die man in einem Buchladen oder vom Wühltisch kaufen kann.

Schauen Sie das Leid der Hunde an, die von Menschen wie mich durch eine Vermehrung in die Welt gesetzt worden sind.

Schauen Sie das Leid der Hündin an, für die eine Schwangerschaft, Geburt und Welpenaufzucht kein Spaziergang ist, für die Welpen Stress ohne Ende ist.

Wenn Sie dann immer ohne Gewissensbisse Hunde in die Welt setzen wollen, wenn sie immer noch der Meinung sind, dass ein Verein und Papiere nicht nötig sind und dabei noch ruhig schlafen können, dann machen Sie es in meinen Augen nicht besser als ein Hinterhofvermehrer, egal ob Sie reinrassige Welpen oder Mischlinge produzieren.

© Nadine Dahl 2010

Wir danken Nadine Dahl für diesen ehrlichen und mutigen Beitrag und hoffen sehr, dass wir möglichst viele „Unsere-Hündin-soll-nur-1-x-Welpen-haben-‚Züchter‘“ von einer Verpaarung abhalten können. Gerade die Retriever müssen den ‚Welpenwahn‘ vieler Menschen ausbaden. Der Wunsch nach einem Hund als Familienmitglied ist verständlich, doch sollte man ihn wohlüberlegt angehen.

Man sollte Zucht dem verantwortungsvollen, fachlich versierten Züchter überlassen. Letztendlich betrifft es nicht nur Retriever bzw. Hunde. Es betrifft alle Tiere, wo Nachwuchs von Menschen gesteuert gezüchtet wird.

Bitte denken Sie daran

Ihr Team Augen auf beim Welpenkauf

Team Retriever-Netzwerk für Notf(a)elle

Mailto

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Billigwelpen, Wühltischwelpen, Vermehrerwelpen haben einiges gemeinsam: Sie kommen in den meisten Fällen aus schlechter, oft katastrophaler Haltung und Herkunft. Sie wurden produziert von ‚Zucht’hunden, die unter den unwürdigsten Umständen über Jahre leben, eigentlich müsste es heißen „vegetieren“. Einziges Ziel der Produzenten bzw. Vermehrer ist es, Geld zu verdienen. Möglichst viel, auf Kosten der Tiere.

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