Sie träumen von einem neuen Familienmitglied?

Tierzucht, …, die planmäßige durchgeführte Paarung von Tieren, die einem bestimmten Zuchtziel (z.B. Körperbau, Leistung, Gesundheit u.a. ) entsprechen, in der Erwartung, dass die gewünschten Eigenschaften u. Merkmale sich in den Nachkommen vererben.“

aus: Bertelsmann neues Lexikon, Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh 1995

Eines sollte man sich vor der Anschaffung eines (Rasse)Hundes mE ins Bewusstsein rufen: alle unsere Hunderassen sind entstanden aus teils jahrhunderte langem Selektieren aufgrund von Zuchtzielen in Bezug auf ihre ‚Verwendung’. Die Ergebnisse der heutigen Rassemerkmale sind nicht zufällig entstanden.
Alles – diverse Qualzuchten mal ausgenommen -, vom Körperbau, der Fellbeschaffenheit, bis hin zu Anlagen und Wesen, steht in einem Zusammenhang in Bezug auf die (ursprünglichen) Aufgaben des Hundes. Die Mischung macht’s eben, lässt unser Herz für eine bestimmte Rasse schlagen.

Um am Beispiel der Retriever zu bleiben. Nehmen wir einmal an, Sie haben sich in den Labrador Retriever von Bekannten ‚verguckt’. Gefällt Ihnen dann tatsächlich nur sein Äußeres oder ist es vielleicht nicht auch sein Wesen, seine körperlichen Fitness? Nun, dann haben sie sich aller Wahrscheinlichkeit nach für einen typvollen, wesensfesten Hund aus gutem Hause begeistert …oder einen Sechser im Lotto gezogen.

Verantwortungsvolle Hundezucht oder Vermehrung – das ist nämlich die Frage.

Ein verantwortungsvoller Züchter kennt, achtet und liebt die Rasse, nicht das Geld, das sich mit Hundezucht ja so ‚leicht’ verdienen lässt. Er wird nur mit Hunden züchten die rassetypisch, gesund und wesensfest sind und ebensolche Vorfahren haben, denn gemeinerweise überspringen z.B. bestimmte Erbkrankheiten auch eine Generation.

Da nützen Aussagen nichts wie ‚Die Mutter ist kerngesund!’. Er wird seine Hunde artgerecht und artgemäß halten, führen und ausbilden, denn nur so kann er ihre Wesenfestigkeit erkennen. Und er wird keine Schwierigkeiten damit haben, seine Zucht nach einer Zuchtordnung zu ‚betreiben’ und diese auch von Zuchtwarten überprüfen zu lassen.

Schöne Hunde und niedliche Welpen alleine zu ‚züchten’ ist keine Kunst, dass was sich sonst hinter Hundezucht verbirgt schon. Es steckt viel Wissen und viel Arbeit darin, die nicht nur darin besteht Zwinger von X Hunden zu reinigen. Tierärztliche Untersuchungen, gerade auch auf rassetypische Erbkrankheiten hin, Training, Wesenstests und Prüfungen der Elterntiere brauchen ihre Zeit und kosten Geld. Geld, was man sich sparen kann?

Vielleicht werden sie jetzt sagen ‚Ich will doch nicht züchten, mein Hund braucht keine Papiere!’. In gewissem Maße haben Sie da Recht, ihrem Hund sind die Papiere egal – Ihnen sollten sie nicht egal sein, möchten Sie einen physisch und psychisch gesunden vierbeinigen Begleiter für die nächsten 8, 10 oder gar 14 und noch mehr Jahre haben, dann sind die (VDH und FCI) Papiere ein Beleg dafür, dass zumindest alles für den Hund getan wurde, was menschenmöglich ist, dass er ein entspanntes und beschwerdefreies Leben an Ihrer Seite führen kann.

Nein, das ist noch nicht ganz alles. Ein ganz wesentlicher Baustein in der verantwortungsvollen Hundezucht liegt im Bereich der Haltung und Aufzucht der Elterntiere und der Welpen.

Eine durch nicht artgerechte Haltung gestresste und geprägte Mutterhündin wird ihre Defizite an ihre Welpen weitergeben.
Unsicherheiten, Ängste, Stress werden quasi schon mit der Muttermilch aufgesogen werden.
Welpen, die in einer reizarmen Umgebung geboren werden haben wenig Chancen, werden in ihrer Entwicklung gehindert, ähnlich dem ‚berühmten’ Kaspar Hauser, denn auch Hunde haben, wie alle Lebewesen, im Welpenalter sensible Phasen in denen bestimmtes Lernen möglich ist und Grundsteine für das gesamte Leben gelegt werden.

Die ersten 8 Wochen im Leben eines Hundes sind die entscheidendsten, sind für seine Prägung entscheidend, ob er auch seelisch gesund, ob er mental dazu in der Lage sein wird ein stressfreies Leben in der Welt der Menschen zu führen oder ob er auf immer und ewig das Zusammenleben mit seinen Menschen als mehr oder weniger ausgeprägten Stress, mit den damit zusammenhängenden Verhaltensstörungen, erleben wird.

In den ersten 2 Wochen nach der Geburt nimmt der Welpe die Welt über Geruch und Berührung wahr. Olfaktorische und  taktile Reize legen die Basis dafür, lassen den Hund lernen, formen seine Nervenzellen. Ein Welpe, der in dieser Zeit verschiedenste Gerüche aus unserer Alltagswelt aufnimmt, der menschliche Berührung erfährt wird anderes lernen, als ein Welpe, der ausschließlich in einem reizarmen Zwinger oder einem Stall ohne gezielten, behutsamen menschlichen Kontakt aufwächst.

Wenn sich ab seiner zweiten Lebenswoche Ohren und Augen öffnen, optische und akustische Reize weitere Nervenzellen formen, dann geschieht das im wahrsten Sinne des Wortes auch für seine Prägung im Hinblick auf die Lebenswelt, die er zukünftig als ‚normal’ erleben wird. Werden es gelenkte Lernprozesse auf die menschliche Lebenswelt sein oder sieht und erlebt er immer noch im Vergleich dazu eine reizarme Umgebung, wie sie Zwinger und Stall bieten?

Ab der vierten Lebenswoche wird ein Welpe damit beginnen seine Lebenswelt vollends zu entdecken. Er wird aktiver, will lernen, muss lernen. Was soll ein Welpe in einem Zwinger oder Stall schon von den Dingen, die ihn in unserer Menschenwelt erwarten, lernen? Welche Erfahrungen soll er sammeln?

Gut, wenn es Ihre Vorstellung von Hundehaltung ist, einen Hund im Zwinger oder Stall unterzubringen, dann ist so eine Aufzucht und Prägung sicher optimal, dann ist der Welpe auf diese Lebensform vorbereitet. Möchten sie aber einen Hund haben, der mit Ihnen gemeinsam durchs Leben läuft, dann Finger weg! Diese Hunde werden ein Leben in unserer Menschenwelt immer latent als Stress erleben, die Auswirkungen werden immer latent ihr Verhalten beeinflussen, wenn sie es nicht sogar vollends bestimmen.

Was Hunde nicht in den ersten Monaten ihres Lebens gelernt haben, werden sie nie generalisieren, werden später erfahrene Situationen immer wieder, als wäre es das erste Mal, als aufregend und Stress belastet erleben.

Manchen gelingt es im ‘monotonen’ Alltag Fuß zu fassen – sie werden das mühsam Erlernte jedoch nie auf andere Situationen, die von der Alltagsroutine abweichen, übertragen können.

Ängste, Aggressionen, Krankheiten werden Sie mit an ziemlicher Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Hundeleben lang begleiten.
Sollte Ihnen das für den Hund noch egal sein, für Sie wird das bedeuten, Hundetrainer und Tierärzte werden ihre Freude an Ihnen als Kunden haben.
Denken Sie einmal darüber nach…

Und wenn Sie einmal beim Nachdenken sind, dann schenken sie den “Mütter und Väter dieser Welpen auch einen Gedanken.

Viel zu viele haben nie etwas anderes in ihrem Leben gesehen als Zwinger oder Stall, einzig gelebt,

um unwissenden Welpenkäufer preiswert ein neues ‚Familienmitglied’ zu ‚produzieren’, nicht anders wie Zuchtsauen zur Billigfleischproduktion.

Wenn sie ‚Glück’ haben, dann ‚produzieren’ sie keine ‚guten’ Würfe.
Wenn sie ‚Glück’ haben, dann ‚dürfen’ sie dieses Leben verlassen, haben die Chance ob aller physischen und psychischen Schäden, wie ein ‚echter’ Hund leben zu können. Manche früher, manche später, manche leider nie….

Ein kleiner Tipp noch zum Abschluss: der Kaufpreis ist schon lange kein Garant mehr für einen verantwortungsvoll und artgemäß gezogenen Welpen – viele Vermehrer sind schon auf den Trichter gekommen ihre Welpenpreise hoch anzusetzen und suggerieren so dem potentiellen Kaufinteressenten eine ‚gute’ Zucht.
© 2008 – Sandra Müller, Retriever-Netzwerk

Billigwelpen, Wühltischwelpen, Vermehrerwelpen haben einiges gemeinsam: Sie kommen in den meisten Fällen aus schlechter, oft katastrophaler Haltung und Herkunft. Sie wurden produziert von ‚Zucht’hunden, die unter den unwürdigsten Umständen über Jahre leben, eigentlich müsste es heißen „vegetieren“. Einziges Ziel der Produzenten bzw. Vermehrer ist es, Geld zu verdienen. Möglichst viel, auf Kosten der Tiere.

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© K. Müller