Mattis †

Rasse: Golden Retriever, Alter? geschätzte ca. 6-8 Jahre
Ankunft: am 24. Februar 2005
Herkunft: Ein „Second-Hand-Hund“?
Ein ausgebeuteter Zuchthund ?
Ein Hund aus dem Tierschutz?
Ein Vermehrerhund?

 

 

 

Mattis wurde als Vermehrerhund, als ehemaliger Zuchtrüde „angeboten“. Er kam drei Wochen nach der Ankunft (eine andere Organisation hatte ihn übernommen)  als Pflegehund zu uns.

War er ein ehem. Zuchtrüde? Wir haben es uns oft gefragt Vielleicht wurde er als Zuchtrüde benutzt, passender wäre ‚missbraucht’, wenn es so war, dann aber nicht ein Leben lang.

Aber wie und wo war seine Vergangenheit?

Er muss in einer Familie gelebt haben, er kannte so viele Dinge, die lernt kein Zuchtrüde im Zwinger oder in einem Stall.
Seine Leinenführigkeit war super, auch das lernt kein Zuchtrüde. Probleme mit anderen Hunden gab es nicht, er hatte die richtigen Sensoren, er ging Problemen aus dem Weg, ehe sie entstehen konnten.

Aber er konnte nicht spielen wie andere Hunde, nicht mit anderen Hunden. Er hatte das Spielen anscheinend nicht gelernt. Möglich, dass er die Prägephase doch in irgendeinem Stall verbracht hat und erst als Junghund in eine Familie vermittelt wurde.

Kam er dann vielleicht zurück zum „Züchter“, zurück in den Zwinger, in den Stall und musste dann als Zuchtrüde für den Nachschub der Vermehrerhündinnen herhalten?

Spuren der Haltung, Zahnstummel und abgewetzter Zahnschmelz

Welche Stationen musste Mattis noch durchlaufen, bis er schließlich im geschätzten Alter von ca. 6-8 Jahren aufgekauft wurde?
Mattis kam über einen Tierschutzverein zu uns.
Jedenfalls zierten 2 giftgrüne gut lesbare Tätowierungen seine Ohren, sie sahen nicht alt aus. Wer wollte ihn markieren und warum?

 

 

Vielleicht war er auch gar kein Zuchtrüde, wurde als Wanderpokal herumgereicht, bekam nur den Stempel „Zuchtrüde“.
Die Station Tierheim hat er dann auch noch erfahren müssen, wenn er sie nicht schon vorher erleben musste, weiß man es!

Seiner „Ankunft“ gingen in zwei Tagen zwei Ortswechsel voraus, Zwischenstationen auf dem Weg von der Abholung in im benachbarten Ausland bis zur Übernahme durch einen Verein. Es folgten in ca. drei Wochen drei Pflegestellen und ein Aufenthalt von ca. zwei Wochen in einem Tierheim, incl. einer Kastration.

Von einem ehemaligen Zuchtrüden musste man voraussetzen, dass er keine Treppen kannte, sollte aber bei einer Pflegestelle bis in die 2. Etage Treppen steigen. Er ging keine Treppen, wurde getragen und wehrte sich.
Also wieder ein Wechsel, auch hier konnte er nicht bleiben, knurrte die Menschen an.
Aus Unsicherheit oder Dominanz, es wurde nicht wirklich ergründet.
Der nächste Schritt war dann die Kastration und das Tierheim als Pflegestelle/Pension für den Übergang. Er wurde als verhaltensauffällig und aggressiv bezeichnet. Auch im Tierheim sah man es ähnlich, er ließ kaum jemanden an sich heran.

Der nächste Schritt wurde geplant, Mattis sollte an eine Hundetrainerin mit Asyl für schwierige Hunde abgetreten werden. Eine Pflegestelle für einen Rüden zu finden war nicht einfach, zumal er ja aggressiv sein sollte!?
Wir haben ihn am Tierheim abholt um ihn zu dieser Trainerin zu bringen.
Übernommen haben wir einen Hund, der unserer Meinung nach nicht aggressiv war, nur vollkommen verunsichert und verstört.

Wir brachten es nicht fertig ihn in dieser Einrichtung abzuliefern und nahmen ihn nach Rücksprache mir zu uns. Mattis bei der Abholung ….

 

 

 

 

 

Wir haben Mattis versprochen, dass er solange bleiben kann, bis wir eine wirklich gute Familie für ihn finden. 11 Wochen war er bei uns, ehe er mit seiner neuen kleinen Familie in den Norden zog. Aber das ist eine andere Geschichte.

… ein paar Tage später, mit unserem Josch

Warum es uns mit diesem Beitrag geht?

Was wissen wir von Hunden, die als Wanderpokal herumgereicht werden? Wo kommen sie her, wie soll man sie bezeichnen?

„Second-Hand-Hund“, ausgebeuteter Zuchthund, „ein Hund aus dem Tierheim“, Abgabehund? Vielleicht Nobody?

Hunde wie Mattis haben meist eine Odyssee hinter sich, werden hin und her verschoben, nicht selten spielt Geld keine unbedeutende Rolle. Verschoben und verkauft. Wie oft?

Mattis hatte viele Gesichter, er konnte lachen, dann sah er so jung aus …

 

 

 

 

 

 

hin und wieder ließ er sich entspannt streicheln und verwöhnen …
oft aber war er so abwesend, wirkte so alt …

 

 

 

 

 

 

Diese Zeit ist vorbei, jetzt kann er sein Leben genießen.
Am 26. Mai 2005, der Tag vor seinem Umzug in seine neue Familie

Man darf nie vergessen, dass Hunden wie Mattis ein kleiner, wahrscheinlicher ist ein großer Teil des Lebens gestohlen wurde, unwiederbringlich.
Man bekommt keine Informationen, übernimmt Hunde, die man durchaus als Wundertüte bezeichnen kann. Dabei sind es Lebewesen, welche eine Seele und Gefühle haben, die ein Recht auf Zuwendung und gute Behandlung haben.

 

 

Wer gibt Menschen das Recht, in diesem Fall mit einem wunderbaren Hund, so mit Tieren umzugehen? Sie wie Schachfiguren zu verschieben, wenn man sie aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr braucht, entsorgt wie einen Putzlappen.

Viele Fragen, die wahrscheinlich nie beantwortet werden können und es müsste diese Fragen nicht geben, wären Menschen mit eben diesem Hund, mit Mattis, würdevoller und verantwortungsbewusster umgegangen.

Eine Vielzahl der Tierschutzhunde würde es nicht geben, wenn der Mensch mehr Achtung vor dem Leben der Hunde, aller Tiere hätte.

Viel Elend könnte verhindert werden, wenn man den Begriff „Wegwerfgesellschaft“ nicht auf Tiere übertragen und wenn es andere Gesetze geben würde.

Ich verurteile, wie man mit Hunden wie Mattis umgeht, aber ich kann nur alle ermutigen, dass es eine wunderbare Aufgabe und Erfahrung ist, diesen Hunden eine Chance zu geben.
Verdient haben sie es.

Mattis ein Jahr später, April 2006 … ein Traumhund

 

 

 

 

 

 

September 2007 …

 

 

Besuch an der Nordsee

und Mattis hat uns nach mehr als 2 Jahren erkannt, ist uns nicht von der Seite gewichen. Zusammen mit seinem Frauchen ist er ein tolles Team geworden. Er verträgt sich mit allen Hunden, ist freundlich zu allen Menschen.
Aber er hat uns bei der Abreise ganz deutlich gezeigt wohin er gehört, er ist nicht von Frauchen’s Seite gewichen, als wollte er uns zeigen ‚…bei ihr bleibe ich“.

Wir sind sehr froh und glücklich, dass wir an ihn geglaubt haben. Man hat nicht viele Herzhunde im Leben, Mattis war ein Herzhund.

09. Juli 2010

Mattis, unser Herzhund, ist auf dem Weg ins Regenbogenland.
Er hat sich heute Morgen auf den Weg gemacht, still wie er gekommen ist, ist er auch gegangen. Ihm waren noch etwas mehr als 5 Jahre in Freiheit vergönnt.

Er war unser erster Pflegehund, kam nach 3 Wochen Odysse im März 2005 zu uns und verließ uns knapp 3 Monate später, um mit seinem neuen Frauchen in den Norden zu fahren.

 

 

Mattis gehen zu lassen war sehr schwer, als er auszog wussten wir, er hat auf sein Frauchen gewartet, sie gehören zusammen.

Mach’s gut, du Herzhund, wir sind mit deinem Frauchen sehr traurig.

© 2010 Käthe Müller, Retriever-Netzwerk